Probleme von Fast Fashion - Was kann ich dagegen tun?
Fast Fashion, also "schnelle/beschleunigte Mode", beschreibt ein Geschäftsmodell in der Bekleidungsindustrie, bei dem viele kurzlebige, trendbzogene Kollektionen schnell und günstig produziert und verkauft werden.
Zur Veranschaulichung: Traditionelle Modemarken brauchen ca. 6 - 9 Monate, um eine Kollektion zu entwerfen, zu produzieren und zu vermarkten. Fast Fashion Marken durchlaufen den selben Prozess in wenigen Wochen (1). Gab es früher vier Kollektionen im Jahr, bringen Fast Fashion Marken inzwischen bis zu 52 Mikrokollektionen (2) auf den Markt.
Als Hauptverursacher für die Schnelllebigkeit von Trends (sogenannten Mikrotrends) gelten soziale Medien, in denen jungen Menschen Überkonsum vorgelebt wird. Stichwort: Fashion Hauls (3). Das sind Videos, in denen Influencer neu gekaufte Kleidung und Modeartikel, meist von Fast Fashion Marken, präsentieren und anprobieren. Was harmlos anfing, artete mit immer größeren Mengen bis hin zu ganzen Bergen neuer Kleidung aus. Mit exklusiven Rabattcodes und Coupons wird das junge Publikum dann zum Nachkauf gelockt.
Fast Fashion Konzerne beauftragen Textilfabriken für die Produktion der Kleidung. Auswahlkriterien sind niedrige Preise und eine schnelle Produktion. So kommt es, dass die Produktion meist in asiatischen Niedriglohnländern (z.B. Bangladesch, China, Pakistan) in sogenannten „Sweat Shops“ stattfindet. Sweat Shops sind Ausbeutungsbetriebe, in denen unmenschliche Arbeitsbedingungen herrschen und Arbeitsgesetze nicht eingehalten werden. Bis zu 72 Stunden pro Woche (4) wird gearbeitet. Überstunden werden erzwungen und nicht angemessen vergütet. Verweigerung oder langsames Arbeiten wird mit verbaler und physischer Gewalt bestraft. Auch ist es nicht unüblich, dass bei Fehlern der Lohn einbehalten wird.
Nach einem Artikel von "Kein Planet B" (5) beträgt der Lohnanteil 0,13 € bei einem T-Shirt, was für 4,99€ im Laden verkauft wird.
Nicht verwendete Kleidung und Überproduktion wird illegal entsorgt und landet auf Mülldeponien wie beispielsweise in der Atacama-Wüste (6) in Chile oder in Afrika (7).
Die Produktion von Fast Fashion verschärft den Wassermangel in den Produktionsländern. Nicht nur der Anbau von Baumwolle ist sehr wasseraufwendig. Auch die Textilveredelung, wie das Färben oder Bedrucken des Stoffs verbraucht extrem viel Wasser. Für das Färben von einem Kilogramm Garn wird beispielsweise 60 Liter Wasser verschmutzt (8).
Kleidung von Fast Fashion Marken besteht größtenteils aus Polyester. Bei jedem Waschvorgang und Tragen der Kleidung entsteht durch Abrieb Mikroplastik, welches im Grundwasser und anderen Gewässern landet und von Tieren und schlussendlich auch von uns aufgenommen wird.
Nach einer Studie der Universität Newcastle (9) in Australien nehmen wir im Schnitt jede Woche rund fünf Gramm Mikroplastik zu uns - das entspricht ungefähr der Menge einer Kreditkarte.
Als Greenwashing bezeichnet man die Praxis, bei der Unternehmen oder Organisationen irreführende oder falsche Informationen über ihre ökologischen Maßnahmen verbreiten, um sich umweltfreundlicher oder nachhaltiger darzustellen, als sie es tatsächlich sind. Diese Marketingstrategie hat ein "grünes" Image als Ziel, welches das Bewusstsein der Verbraucher für ökologische Themen nutzt, um ohne einen tatsächlichen Beitrag zum Umweltschutz Wettbewerbsvorteile zu erlangen und Verbraucher zu täuschen.
Greenwashing-Guide und Beispiele:
endlichfair.de/magazin
"Brauche ich das wirklich und gefällt mir das auch noch in einem Jahr?" Hinterfragen Sie Modetrends und überlegen Sie sich, ob Sie das wirklich tragen. Achten Sie beim Kauf auf das Material: "Ist das Kleidungsstück gut verarbeitet und lässt sich das Material reparieren? Hält es noch nach der ersten Wäsche?".
Laut einer Greenpeace Befragung von Ende 2015 (10) kauft jeder deutsche Bundesbürger im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Jedes 5. Kleidungsstück wird so gut wie nie getragen.
Aufgrund mangelnder Qualität werden die Textilien schneller aussortiert, eignen sich nicht für den Wiederverkauf und werden deshalb entsorgt.
Pflegen Sie Ihre Kleidung richtig, verlängern Sie so deren Lebensdauer und reduzieren Ihre Textilabfälle erheblich. Anstatt Kleidung beispielsweise nach jedem Tragen zu waschen, was zu einer schnellen Abnutzung beiträgt, reicht manchmal auch das Auslüften an der frischen Luft. Falls die Kleidung schmutzig ist und ein Waschen nötig ist, ist es wichtig die Pflegehinweise zu beachten und einen schonenden Waschgang zu verwenden. Auch Flecken lassen sich mit geeigneten Hausmitteln rückstandslos entfernen (s. Tabelle rechts). Vermeiden Sie außerdem übermäßiges Trocknen oder Bügeln, um das Material weiterhin zu schonen.
Tipp: Mit Fusselrasierern lassen sich unschöne Fusseln und Knötchen, die oft nach der Wäsche von Pullovern, Schals oder Stickjacken entstehen, entfernen. So sieht die Kleidung wieder wie neu aus.
Das Ausbessern kleiner Schäden wie loser Nähte oder kaputten Knöpfe trägt dazu bei, dass Kleidung länger tragbar bleibt. Passt Ihnen Ihre Kleidung nicht mehr oder ist sie defekt, muss sie nicht zwangsläufig weggeworfen werden, sondern kann noch repariert werden. Das spart nicht nur Geld, sondern auch wertvolle Ressourcen. Am besten achten Sie bereits beim Kauf auf ein reparierbares Material.
Diese Möglichkeiten gibt es: Repair Cafe, Änderungsschneiderei, Schusterei, Reparatur durch Händler
Im Internet gibt es viele Anleitungs-Videos, wie man beispielsweise Knöpfe wieder annhäht oder aufgerissene Nähte mit wenigen Handgriffen repariert.
Alte Kleidung eignet sich oftmals noch für Upcycling. Durch einfache Änderungen wie Umnähen, Färben oder das Hinzufügen von Accessoires können aus abgenutzten oder unmodernen Stücken neue, kreative Kleidungsstücke werden. So sparen Sie nicht nur Geld, sondern tragen auch dazu bei, Ressourcen zu schonen und weniger Abfall zu produzieren. Upcycling bietet zudem die Möglichkeit, individuelle und einzigartige Mode zu kreieren, die niemand sonst hat.
Inspiration findet sich bei den Einsendungen unseres Upcycling-Wettbewerbes oder auch in verschiedenen Blogs.
Anstatt sich neue Sachen zu kaufen, die nur selten getragen werden und im Kleiderschrank einstauben, können Sie Kleidung auch mit Freunden und Familie tauschen oder leihen. So sparen Sie nicht nur Geld für den Neukauf, sondern verwenden bereits produzierte Kleidung weiter.
Auch im Hofer Land finden gelegentlich Tausch-Cafés oder Kleidertausch-Partys statt. Oder Sie veranstalten Ihre eigene Tausch-Party im kleinen Kreis.
In Stadt und Landkeis Hof gibt es Annahmestellen, bei denen Sie nicht mehr benötigte und gut erhaltene Kleidungsstücke abgeben können.
Weiterhin besteht die Möglichkeit Kleidung und Textilien über unsere Altkleider-Container in Stadt und Landkreis Hof zu entsorgen. Die Alttextilien aus den Sammlungen werden weiterverkauft oder für andere Zwecke weiterverwendet. Was genau mit Ihnen passiert, können Sie hier unter dem Punkt "Verwertung" nachlesen.
Die Erlöse aus der Alttextilsammlung kommen den Abfallgebühren zu Gute. Bitte überlassen Sie Ihre Altkleider nicht gewerblichen Sammlern!
"Wer billig kauft, kauft zweimal."
Wer bereits beim Neukauf auf hohe Qualität achtet und die Kleidung richtig pflegt, sorgt dafür, dass diese länger schön und in gutem Zustand bleibt.
Die bessere Lösung ist Second Hand zu kaufen und so Ressourcen einzusparen und bereits produzierte Textilien weiterzuverwenden.
Zertifizierungen und Siegel von unabhängigen Stellen spielen in der Textilproduktion eine wichtige Rolle, um Verbrauchern Transparenz über die Lieferkette und Produktion von Kleidung zu bieten. Diese Kennzeichnungen helfen dabei, Produkte zu identifizieren, die unter umweltfreundlichen Bedingungen, fairen Arbeitsbedingungen und mit verantwortungsvollem Ressourceneinsatz hergestellt wurden. Bekannte Siegel wie "Global Organic Textile Standard - GOTS", "Fairtrade Textile Production" oder "Oeko-Tex Made in Green" stellen sicher, dass strenge Kriterien in den Bereichen Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden.
Labelratgeber wie Siegelklarheit, Labelinfo oder Kompass Nachhaltigkeit schaffen Transparenz und unterstützen Konsumentinnen und Kosumenten im Treffen nachhaltiger Konsumentscheidungen. Die Ratgeber sind dabei nicht nur auf Textilien beschränkt, sondern umfassen auch weitere Produktgruppen.
(1) Public Eye: Schuften für Shein - Wo die Billigmode der Generation TikTok genäht wird (2021)
(2) Fachverband Textilrecycling: Fast Fashion und das Recycling-Versprechen (2021)
(3) Media bubble: #FashionHaul - Wie exzessiver Kleiderkonsum auf Social Media unsere Umwelt zerstört (2024)
(4) Clean Clothes Campaign: Kurzinfo Sumangali-Scheme
(5) kein Planet B: Fast Fashion: Was du über die Arbeitsbedingungen in den Fabriken wissen solltest
(6) Watson: Die Fast-Fashion-Müllhalde in der Atacama-Wüste: Hier landet das, was wir nicht kaufen (2021)
(7) Der Standrad: Fast Fashio - Plastik aus Secondhand-Kleidung verschmutzt Afrika immer mehr (2024)
(8) Rita Kant: Textile dyeing industry an environmental hazard (2012)
(9) University of Newcastle, Australia: Plastic ingestion by people could be equating to a credit card a week (2019)
(10) Greenpeace: Wegwerfware Kleidung - Repräsentative Greenpeace-Umfrage zu Kaufverhalten, Tragedauer und der Entsorgung von Mode (2015)
Am Hofer Herbstmarkt "HofHaltig" 2024 klärten wir an unserem Infostand zum Thema Fast Fashion auf. Neben eindrucksvollen Facts, Interaktionen und einem Gewinnspiel konnten sich Besucherinnen und Besucher mit witzigen Klamotten und Accessoires verkleiden und mit der FotoBox fotografieren.
Außerdem fand eine Ausstellung der eingereichten Beiträge unseres diesjährigen Upcycling-Wettbewerbs und eine Abstimmung statt, bei der die Besucherinnen und Besucher des Herbstmarkts ihren Publikumsliebling wählen konnten.
Haben Sie noch Fragen? 09281 7259-95 oder E-Mail